Wenn ich den Begriff der „Geisterstadt“ höre, denke ich als erstes an eine leergefegte Siedlung irgendwo im Wilden Westen durch die der Wind und ein paar losgelöste Büsche wehen. Dass Menschen ganze Ortschaften verlassen oder gar nicht erst beziehen, ist bis heute und auch in Europa nicht ungewöhnlich. Wenn aber mehr als 44.000 Haushalte innerhalb kürzester Zeit zur Umsiedlung gezwungen werden, um Platz zu machen für moderne und für sie kaum bezahlbare Neubauten, weil ihre Wohnungen im Einzugsgebiet einer aus allen Nähten platzenden Metropole liegen, hat dies dramatische Auswirkungen, nicht nur für die betroffenen Bewohner.
In Kwangmyeong, einer Großstadt in unmittelbarer Nähe von Seoul ist genau dies passiert. Da der Wohnungsmarkt der Hauptstadt Südkoreas der steigenden Nachfrage nicht mehr nachkommen konnte, ließ die Regierung ein mehr als 2 km² großes dicht besiedeltes Areal leerräumen und machte es zur Großbaustelle für moderne Hochhausblöcke. Als Sungsoo Lee im Spätsommer 2020 seine in Kwangmyeong ansässige Familie besuchte, fand er in der zum Sperrgebiet erklärten Zone eine unglaubliche Szenerie vor, von deren apokalyptischer Atmosphäre seine Fotografien eindrucksvoll berichten. Sungsoo zeigt die brachialen Umbrüche in einem Gebiet, das teils noch bewohnt, teils schon geräumt und an anderen Stellen schon Großbaustelle ist. Der einzelne Mensch scheint in dieser Maschinerie keinen Stellenwert zu haben, zurückgelassene Möbelstücke und überquellende Briefkästen vermitteln den Eindruck vom fluchtartigen Aufbruch. Was einst das Zuhause vieler Menschen war, liegt nun im wahrsten Sinne des Wortes in Scherben. Erschreckt und gleichzeitig fasziniert von dem, was sich ihm offenbarte, legt Sungsoo mit seiner Serie „Kwangmyeong New-Town“ den Finger an die Wunden eines sozialen Phänomens, welches er selber als „die dunkle Seite des Kapitalismus“ beschreibt. Die Frage, wer hier Verlierer und wer Gewinner ist, stellt sich eigentlich nicht mehr.
Anne-Marie Beckmann
Direktorin,
Deutsche Börse Photography Foundation
"유령 도시"라는 용어를 들었을 때 가장 먼저 떠오르는 것은 거친 미국의 서부 어딘가에 위치한 느슨한 덤불들이 바람 날리는 텅 빈 정착지입니다. 사람들이 마을 전체를 떠난다는 것, 그리고 이러한 일에 관련되는 것은 오늘날까지 그리고 유럽 안에서조차 드문 일이 아닙니다. 그러나 서울과 같은 대도시에 근접해 있는 이 도시는 새로운 현대식 거주 공간을 마련하기 위해 44,000가구 이상이 매우 짧은 시간 안에 이곳을 떠나 다른 도시로 이주해야만 하는 이러한 극적인 상황은 이 지역에 관련된 주민들에게만 해당하지 않습니다. 
대도시 서울과 바로 마주한 광명시에서 일어난 일입니다. 대한민국 수도(서울)의 주택 시장이 계속해서 증가하는 수요를 더는 충족시킬 수 없었기 때문에 정부는 면적 2km² 이상 되는 인구 밀집 지역을 선정하고 현대식 고층 아파트 지역의 건설 현장으로 전환했습니다. 작가 이성수는 2020년 늦여름, 광명에 사는 가족을 방문했을 때, 진입이 제한된 이 재개발 구역에서 믿을 수 없는 장면을 발견하고 이곳의 세기말적인 분위기의 사진 시리즈에 관해서 이야기해 주고 있습니다. 작가 이성수는 아직 사람이 거주하고 있거나 정리된 지역 그리고 이미 건설이 진행 중인 지역의 잔인한 격변을 보여주고 있습니다.
몇몇 사람에게 공장이나 기계 장치에 대한 비중은 없는 것처럼 보이며, 남겨진 가구 조각과 넘쳐나는 우편함은 도망치는듯한 인상을 줍니다. 한때 많은 사람들의 고향이었던 곳은 이제 가장 진실한 의미의 단어로 남겨졌습니다. 그에게 드러난 사실에 놀라움 동시에 매료된 작가 이성수는 자신이 '자본주의의 어두운 면'이라고 표현한 시리즈 "광명 뉴-타운"을 통해 사회 현상의 상처에 손가락을 대고 있습니다. 이곳에서 누가 패자이고 누가 승자인지에 대한 질문은 사실 더 이상의 큰 의미가 되지 않습니다.
안네-마리 베크만
디렉터,
독일 증권거래소 사진 재단
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